China-Kompetenz stärken – Bildung für nachhaltige Entwicklung in den Blick nehmen
Mit China nachhaltige Entwicklung gestalten? Dieser Frage gingen Chinesisch- und Erdkundelehrkräfte aus Nordrhein-Westfalen beim digitalen Fachtag kürzlich gemeinsam nach. Anhand konkreter Aufgaben zeigten Expert:innen aus Schule und Wissenschaft wie nachhaltiges Konsumverhalten, interkulturelles Lernen sowie Nachhaltigkeitsinnovationen in China in den Sprach- und Sachfachunterricht integriert und multiperspektivisch diskutiert werden können. Dieser Fachtag war eine erstmalige Kooperation zwischen dem Bildungsnetzwerk China und der Bezirksregierung Arnsberg.
Impulse für eine fächerübergreifende Zusammenarbeit
Das in den Kernlehrplänen verankerte Querschnittsthema „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ hat das Ziel, Menschen zu zukunftsfähigem Denken und Handeln zu befähigen. Die formulierten Leitlinien gehen oftmals weit über die Grenzen des einzelnen Unterrichtsfaches hinaus. Mit diesem Fachtag sollten daher nicht nur neue Impulse für die Beschäftigung mit aktuellen chinabezogene Fragestellungen im Erdkunde- und Chinesischunterricht gesetzt werden, sondern auch die fächerübergreifende Zusammenarbeit anregen.
Interkulturelles Lernen im Schulunterricht
Expert:innen verschiedener Fachbereiche richteten sich mit einem vielseitigen Programm aus Vorträgen, Diskussionen und Workshops an die 35 Teilnehmenden aus Schulen, Behörden und Partnerorganisationen.
Nach einem Grußwort von Silke Hinz (Ministerium für Schule und Bildung NRW) stellten Prof. Janis Fögele (Stiftung Universität Hildesheim), Jun.-Prof. Nicole Raschke (TU Dresden) und Lasse Jakobs (Universität Gießen) in ihrem Vortrag „Mit China nachhaltige Entwicklung gestalten? Interkulturelles Lernen und fachliche Reflexion im Geographieunterricht“ geographische Basiskonzepten als Leitideen des fachlichen Denkens für einen multiperspektivischen Zugang zur Beschäftigung mit China vor. Im anschließenden Podiumsgespräch mit Christine Du (Leibniz-Gymnasium Remscheid) diskutierten die Referent:innen, inwieweit interkulturelles Lernen im Schulunterricht den Perspektivwechsel bei Schüler:innen ermöglicht. Als Exkurs gaben Sandra Badelt (Deutsches Bergbau-Museum Bochum) und Prof. Ulrich Paschedag (Technischen Hochschule Georg Agricola) digitale Einblicke in die Sonderausstellung „Black Gold and China. Fotografien von Lu Guang“ und in die Rolle des Steinkohlebergbaus zur Energiegewinnung in China. Die Fotos der Ausstellung dokumentieren Lu Guangs Reisen durch sein Heimatland, von den Bergbaugebieten im ‚Kohlemeer‘ der Inneren Mongolei bis zu den ‚Stahlstädten‘ der Ostküste der Provinz Hebei in den Jahren 1995-2017, und halten eindrücklich die sozioökonomischen und ökologischen Folgen im industriellen China fest.
Der Fachtag hat meinen Fokus für die Integration von BNE in meine Unterrichtsplanung geschärft
Nachhaltiger Konsum und Ressourcennutzung in China
„Der Fachtag hat meinen Fokus für die Integration von BNE in meine Unterrichtsplanung geschärft“, so das Feedback einer Teilnehmerin am Ende des Fachtags. Dieser sah ab dem späten Vormittag fachspezifische Workshops für die teilnehmenden Lehrkräfte vor, durchgeführt sowohl von den Moderatorinnen der Koordinierungs- und Qualifizierungsgruppe Chinesisch, Bezirksregierung Arnsberg, als auch Referent:innen der Geographiedidaktik. In den Workshops „Was ziehe ich morgen an? – Nachhaltiges Konsumverhalten“ (Christine Du, Leibniz-Gymnasium Remscheid & Sabine Usov, Gesamtschule Hemer) und „Du bist, was du isst ...? - Aufgabenformate auf Grundlage von Statistiken zur Förderung der interkulturellen Kompetenz“ (Nina Schwarzwälder, Geschwister-Scholl-Gesamtschule Dortmund) entwickelten die Chinesischlehrkräfte am Beispiel einer Lernaufgabe zum Thema ‚Konsum und Kleidungskauf‘ eigene Aufgaben mit unterschiedlicher kompetenzorientierter Schwerpunktsetzung bzw. Unterrichtssequenzen auf Grundlage ausgewählter Statistiken zu den Themen Esskultur, Umweltschutz oder Freizeit- und Konsumverhalten.
Die Erdkundelehrkräfte knüpften an die Diskussion des Morgens an und vertieften sie im Workshop „Fachdidaktische Impulse zum Umgang mit chinabezogenen Themen im Geographieunterricht“ (Nicole Raschke, TU Dresden & Lasse Jakobs, Universität Gießen). Dr. Fabienne Wallenwein (Universität Heidelberg) gab in ihrem Workshop „Städte emissionsärmer und lebenswerter gestalten“ einen Überblick über die aktuellen und geplanten Umsetzungen der von China formulierten Nachhaltigkeitsziele und stellte Beispiele chinesischer Initiativen für eine nachhaltige Stadtentwicklung vor.
Auch in Zukunft möchten das Bildungsnetzwerk China und die Bezirksregierung Arnsberg bei der Förderung des Chinesischunterrichts und der China-Kompetenz in Nordrhein-Westfalen weiter zusammenarbeiten – eine Absicht, die im Dezember 2021 mit der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung festgehalten wurde.