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问题和解答

China-Kompetenz im Schulbereich

Das Bildungsnetzwerk China und der Fachverband Chinesisch führten im Herbst 2023 eine Erhebung zu den Chinesisch-Angeboten im Schulbereich durch. Wir präsentieren Ihnen auf dieser Seite die Ergebnisse als Zusammenfassung (Fact Sheet als PDF zum Herunterladen). Der vollständige Bericht wird im kommenden Herbst in der Fachzeitschrift "CHUN - Chinesischunterricht" veröffentlicht.

Chinesischunterricht: Beharrliches Wachstum auf niedrigem Niveau

Die Entwicklung des schulischen Chinesischunter­richts in Deutschland kann sowohl optimistisch als auch pessimistisch gelesen werden. Einerseits wird er sowohl strukturell als auch quantitativ kontinuierlich ausgebaut: Die Anzahl der Schüler:innen wächst langsam. Die Zahl der Schulen im Sekundarbereich, die Chi­nesisch anbieten, stieg seit 2017 von 86 auf 119. Cur­ricula für den Chinesischunterricht sind in 12 Ländern in Kraft (2017: 9). Die universitäre Lehrkräfte-Aus­bildung für das Fach Chinesisch ist zurzeit an sieben Universitäten möglich (2017: 6). Schulen in 11 Ländern bieten die Möglichkeit, Chinesisch als Abiturfach zu wählen, davon in sieben Ländern auch in der schrift­lichen Prüfung. In Sachsen ist zudem die Möglichkeit zur mündlichen Abiturprüfung formal gegeben; zurzeit findet der Unterricht jedoch nur bis zur 10. Klasse statt. Doch auch wenn der Chinesischunter­richt schrittweise ausgebaut wird, ist die schulische Chinesisch-Ausbil­dung in Deutschland nach wie vor auf sehr niedrigem Stand. Weiterhin lernen nur rund 0,1 % der Schüler:innen im Sekundarbereich Chinesisch. In absoluten Zahlen stieg die Zahl der Chinesisch-Lernenden gegenüber 2017 um knapp 700 auf 5.866, während etwa das Boom-Fach Spanisch in dieser Zeit einen Zuwachs von mehr als 30. 000 Lernenden erfahren hat. Im Fach Chinesisch kann trotz anhaltender Forderungen nach mehr China-Kompetenz von einem Boom keine Rede sein. Angesichts der Bedeutung Chinas und der Verbreitung der chinesischen Sprache wird im Schulbereich Potenzial weiterhin nicht adäquat genutzt, Grundlagen für Sprachkompetenz auf breiter Basis zu schaffen.

Arbeitsgemeinschaften: Vielfältige Modelle als Einstiegsangebot in die China-Kompetenz

Freiwillige Arbeitsgemeinschaften (AGs) sind für den Aufbau von Chinesisch-Angeboten im Schulbereich von besonderer Bedeutung, nicht bloß solange der Ausbau des Faches nur langsam vorangeht.
Zahlenmäßig werden AGs in den Ländern des Bundes nicht erfasst. Eine qualitative Untersuchung ergab jedoch, dass die Angebote dort, wo sie in den Schulkontext eingebettet sind und Unterstützung durch die Schulleitung erfahren, oft auf gutem Niveau verstetigt sind. Dabei gibt es eine Bandbreite von Modellen: Chinesisch- AGs zur Sprachvermittlung werden teilweise als Zertifikatskurse angeboten. Gibt es an der Schule bereits Chinesisch-Unterricht, ermöglichen sie gewissermaßen einen Einstieg auf Probe. China-AGs hingegen dienen häufig der Vorbereitung und Begleitung von Schulaustauschen. Darüber hinaus existieren Ansätze, die sich vor allem der umfassenden soziokulturellen Wissensvermittlung widmen oder auch speziellen Themen wie z. B. chinesischen Kampfsportarten. So fördern AGs unterschiedliche chinabezogene Teilkompetenzen etwa in den Bereichen Sprache oder interkulturelle Handlungskompetenz. Für viele AGs liegt neben der Finanzierung und dem Lehrkräftemangel die Herausforderung darin, nicht nur bei den Schüler:innen, sondern auch im Schulumfeld Interesse zu wecken, Bedarfe zu erkennen, Beziehungen aufzubauen und die gesellschaftliche Relevanz der Beschäftigung mit China und dem chinesischen Sprach- und Kulturraum zu vermitteln. Gelingt dies, können AGs Beständigkeit als Einstiegsangebote in die China-Kompetenz erreichen.

Schulpartnerschaften: Neustart nach der Pandemie

Die Pandemie brachte alle physischen Austauschbegegnungen zum Erliegen und stellte den Großteil der deutsch-chinesischen Schulpartnerschaften auf eine harte Probe. Viele Lehrkräfte hielten mit digitalen Lösungen den Kontakt aufrecht: von Videogrußbotschaften über virtuelle Besuche anderer Lebenswelten mit 360 Grad-Kameras bis hin zu synchronen digitalen Begegnungen zwischen den Schulklassen. Doch nicht überall erlaubten die technischen Voraussetzungen an Schulen virtuelle Begegnungsformate. Vielerorts halfen die langjährigen Beziehungen und das aufgebaute Vertrauen zwischen den Lehrkräften beider Länder über die Durststrecke hinweg und verhinderten den Abbruch.

Der Neustart nach dem Wegfall der Reisebeschränkungen im März 2023 brachte neue Herausforderungen. Schulleitungen, Lehrkräfte und Elternschaft sind hinsichtlich der gesellschaftspolitischen Entwicklungen in der VR China und der sich verhärtenden politischen Beziehungen zwischen Deutschland und der VR China teils verunsichert, inwieweit die Partnerschaft mit der chinesischen Schule weitergeführt werden kann (und soll). Der Blick richtet sich vermehrt auf andere chinesischsprachige Regionen. Insbesondere das demokratisch regierte Taiwan wird als Alternative ins Auge gefasst. Das größte Hindernis zeigt sich jedoch in den immens gestiegenen Kosten einer Austauschbegegnung und dem gleichzeitigen Wegfall von Fördermöglichkeiten wie durch den Schulpartnerschaftsfonds Deutschland – China. Dort, wo der Austausch nicht durch lokale Sponsoren, einen Schulförderverein oder zahlungskräftige Eltern finanziert werden kann, drohen auch langjährige Partnerschaften wegzubrechen - und damit ein wichtiges Format der deutsch-chinesischen Verständigung zwischen jungen Menschen.

Virtuelle Lösungen, eine stärkere strukturelle Verankerung im Schulprofil und fächerübergreifende Projektarbeit bieten Potenziale zur Stärkung des deutsch-chinesischen Schulaustauschs. Darüber hinaus könnten Städte und Kommunen als politische Akteure die finanzielle und ideelle Unterstützung von Schulpartnerschaften im Rahmen von Kommunalbeziehungen mit der VR China und Taiwan stärker in den Blick nehmen.

Texte: Hue San Do, Andrea Frenzel

Studien zu China-Kompetenz in Deutschland

Ansprechpartner:in

Dr. Hue San Do 杜慧珊, Referentin für Wissenstransfer & Vernetzung