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问题和解答

Im Gespräch:

Udo Michallik, Generalsekretär der KMK

Welches Erlebnis verbinden Sie mit China?

Ich war 2018 erstmals in China und hatte Gelegenheit, während meines einwöchigen Aufenthalts einen ersten kleinen Einblick in dieses von verschiedenen Antagonismen geprägte Große Reich der Mitte zu gewinnen. China ist mit seiner Geschichte, Kultur, seinen über 200 Sprachen und Dialekten in etwa so vielseitig wie der europäische Kontinent. China ist einerseits ein sehr modernes und andererseits ein sehr traditionsbewusstes Land. Die Menschen begegnen einem sehr freundlich und zeigen sich vielseitig interessiert. Sie sind an einer engen Zusammenarbeit mit Europa – insbesondere mit Deutschland – interessiert. Besondere Aufmerksamkeit wird unserer dualen Berufsausbildung beigemessen. Aber in einem zentralistischen und totalitären Regime ist bilaterale Kooperation auch nicht immer ganz einfach.

Angesichts der Bedeutung Chinas sind Menschen gefragt, die sich mit dem gegenwärtigen China auseinandersetzen und in verschiedenen Bereichen Kenntnisse über dieses vielfältige Land erwerben.

Wieso sollten wir uns mehr mit China beschäftigen?

Die politische, wirtschaftliche und wissenschaftliche Bedeutung Chinas wächst stetig und sehr dynamisch. Für Deutschland gehört China längst zu einem der wichtigen wirtschaftlichen und politischen Partner und prägt als eine der größten Volkswirtschaften der Welt auch wesentlich die globale Wirtschaftsentwicklung. Eine gute Zusammenarbeit mit China ist also entscheidend für die Wahrung der Interessen Europas und Deutschlands. Angesichts dieser Bedeutung Chinas sind Menschen gefragt, die sich mit dem gegenwärtigen China auseinandersetzen und in verschiedenen Bereichen Kenntnisse über dieses vielfältige Land erwerben. Diesem Bedarf können auch Schulen in Deutschland Rechnung tragen.

In einem zentralistischen und totalitären Regime ist bilaterale Kooperation auch nicht immer ganz einfach.

Warum ist es wichtig, bereits in der Schule Kompetenzen in Bezug auf China aufzubauen?

Wenn wir früh damit anfangen, Interesse zu wecken und grundlegende China-Kompetenzen zu vermitteln, so zum Beispiel Kenntnisse über das Land, seine Geschichte, sein politisches und wirtschaftliches System, die Sprache, kann dies die Grundlage für eine weitere berufliche oder akademische Beschäftigung mit und in China bilden. Es kann auch dabei helfen, das in Deutschland oft noch von überholten Vorstellungen und Klischees geprägte Bild von China zu aktualisieren und sich kritisch mit dem Land auseinanderzusetzen. Wenn dies noch zusätzlich einhergeht mit persönlichen Begegnungen, wie zum Beispiel im Rahmen von Schulpartnerschaften, erfüllt die Schule wesentliche Voraussetzungen, um der Bedeutung von chinaspezifischer Fachkompetenzen in Deutschland und Europa gerecht zu werden.

Welche Unterstützung benötigen Schulen dafür?

Schule benötigt vor allem Unterstützung bei der Lehrkräftefortbildung, Lernmodulen, Unterrichtsmaterialien, Vernetzung mit China-Spezialisten und Wissenschaftlern und auch individuelle Beratungen. Vor diesem Hintergrund haben Bund und Länder 2017 eine gemeinsame Initiative zur Förderung der China-Kompetenz in Deutschland in die Wege geleitet, die auf eine Erhöhung der Chinakompetenz in Schule und Ausbildung abzielen. Dazu gehört auch die Gründung einer zentralen Anlaufstelle für die Förderung der Chinakompetenz. Aus dieser Initiative ist das Bildungsnetzwerk China Anfang 2020 hervorgegangen. Ebenso wichtig ist es, Schulen dabei zu helfen, den persönlichen Kontakt mit dem Partnerland auf- und auszubauen. Deshalb wurde durch den Schulpartnerschaftsfonds Deutschland – China ein wichtiger Arbeitsbereich des Bildungsnetzwerks im Pädagogischen Austauschdienst des Sekretariats der Kultusministerkonferenz verankert. Er fördert projektorientierte Austauschbegegnungen.

Ebenso wichtig ist es, Schulen dabei zu helfen, den persönlichen Kontakt mit dem Partnerland auf- und auszubauen.

Wie wichtig sind Begegnungen für den Austausch und welche Begegnung hat Sie persönlich beeindruckt?

Persönliche Begegnungen sind wesentlich für die Auseinandersetzung mit einem Land. Durch Lehrkräfte- und Schüleraustausch werden Impulse gesetzt, die ein Leben lang nachwirken. Bei mir kam dies durch meinen Aufenthalt in den Vereinigten Staaten. Dadurch können Freundschaften entstehen, die ein Leben lang halten. Dies wissen auch die Lehrkräfte. Allein der Pädagogische Austauschdienst, der im Auftrag der Länder internationalen Austausch im Schulbereich fördert, bekommt jährlich über 100 Anträge auf Unterstützung einer Austauschbegegnung Deutschland-China. Dies ermöglicht über 1.700 Schülerinnen und Schülern bei den Familien ihrer Austauschpartnerinnen und -partner zu leben, deren Unterricht zu besuchen und an gemeinsamen Projekten zu arbeiten.

Fotos: Udo Michallik/KMK