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Praxisbericht:

Interkulturelles Lernen – Eindrücke vom Multiplikator:innenaustausch

Deutschland China

Interkulturelles Lernen und deutsch-chinesische Verständigung in der Praxis – der Multiplikator:innenaustausch (MPA) bringt Lehrkräfte aus Deutschland und China in einem digitalen Austausch zusammen. Gemeinsam tauchen die Teilnehmenden in das Lebens- und Arbeitsumfeld der oder des Austauschpartner:in ein und reflektieren ihre Erfahrungen. Wir haben mit zwei der diesjährigen Teilnehmer:innen, Frau Tingyu Zhang und Frau Hongzhuan Li, gesprochen und sie zu ihren Eindrücken befragt.

Unsere zwei Interviewte

Tingyu Zhang 张婷玉 arbeitet seit 5 Jahren als Deutschlehrerin in der Changshu Lunhua Fremdsprachschule in der Provinz Jiangsu. Seit 2014 bietet ihre Schule Deutsch als zweite Fremdsprache an, was auf große Resonanz stößt. Mittlerweile lernen mehr als 100 Schüler:innen Deutsch. Die Schule führte in der Vergangenheit Aktivitäten mit Deutschlandbezug durch. Zudem gibt es auch ein eine Schulpartnerschaft mit einem österreichischen Gymnasium.

Hongzhuan Li 李红专 arbeitet seit 12 Jahren am Internationalen Gymnasium Pierre Trudeau in Barleben (Sachsen-Anhalt) als Chinesischlehrerin. Getreu nach dem Motto der Schule „Wir bilden Weltbürger“ bietet sich für die Schüler:innen in jedem Frühjahr die Möglichkeit, die Welt für eine zweiwöchige Kultur- und Sprachreise zu bereisen, darunter auch China. Das Gymnasium hat schon viel Erfahrung mit China-bezogenen Aktivitäten sammeln können, darunter Reisen nach Wuhan (2015) und Peking (2018).

 

Fotostrecke: Fotos von Frau Zhang und Frau Li

Wie haben Sie vom Multiplikator:innenaustausch erfahren?

Frau Zhang: Das war unkompliziert. Ich habe die Ausschreibung vom Goethe-Institut China auf WeChat gelesen und fand es interessant, deshalb habe ich mich dafür beworben.

Frau Li: Ich habe von unserer Schulleitung davon erfahren, die mir Informationen dazu weitergeleitet hat. Ich fand es interessant und habe mich angemeldet.

Wie ist die Arbeit in der Teamgruppe und mit Ihrem/Ihrer Tandempartner:in während der Fortbildung verlaufen?

Frau Zhang: Ich habe mit einer weiteren Lehrerin unserer Schule am MPA teilgenommen, wir haben gemeinsam mit einem Lehrer aus Deutschland eine Dreiergruppe gebildet. Die Teamarbeit ist sehr gut verlaufen, und auch die Kommunikation unter uns verlief reibungslos. Die App Padlet haben wir dafür genutzt, unsere wöchentlichen To-Do’s zu koordinieren. Jeden Dienstag haben wir uns online darüber ausgetauscht, was wir in der letzten Woche gemacht haben und was wir nächste Woche machen möchten. Durch virtuelle Hausführungen und gemeinsame Kochabende haben wir uns sehr gut kennengelernt. Letztlich führte der MPA zu einer Partnerschaft beider Schulen.

Frau Li: Die Arbeit in der Teamgruppe verlief sehr gut, wir hatten gar keine Kommunikationsprobleme. Besonders auf der kulturellen Ebene haben wir unsere Partnerschule gut kennengelernt und unsere Schule vorgestellt. Zudem haben wir intensiv über Möglichkeiten der Zusammenarbeit gesprochen.

Es wurde mir bewusst, wie wichtig Offenheit, Kompromissbereitschaft und Einfühlungsvermögen für beide Seiten sind.
Hongzhuan Li

Welche Inhalte fanden Sie besonders hilfreich und interessant?

Frau Zhang: Ich muss sagen, dass der gesamte Programmablauf interessant war. Besonders hat uns die Fortbildung über interkulturelle Kommunikation geholfen. Durch die Fortbildung habe ich nicht nur Neues über die deutsche Kultur gelernt, sondern konnte auch praxisnah wichtige Erfahrungen in der Kommunikation mit meinem Tandempartner sammeln und wurde so sehr für die andere Seite sensibilisiert. Diese kulturelle Offenheit hat mir sehr gut gefallen.

Frau Li: Sehr viel! Ich habe viel vom MPA für meinen Unterricht mitgenommen. Beispielsweise fand ich den Vergleich der Curricula beider Länder spannend. Vorher habe ich mir darüber nie Gedanken dazu gemacht, aber durch die Projektarbeit habe ich gelernt, wie viele Aspekte den Fremdsprachenunterricht beeinflussen. Im Bereich der interkulturellen Kommunikation wurde mir bewusst, wie wichtig Offenheit, Kompromissbereitschaft und Einfühlungsvermögen für beide Seiten sind.

Einseitiges Sprechen ist keine Kommunikation, vielmehr sollten wir beidseitig kommunizieren, uns besser gegenseitig verstehen, um Missverständnisse zu vermeiden.
Hongzhuan Li

Hatten Sie dabei ein Aha-Erlebnis?

Frau Zhang: In einem Workshop wurden wir gefragt, welche Bilder und Vorstellungen wir von der jeweils anderen Kultur haben. Die gleiche Frage wurde den deutschen Teilnehmenden gestellt. Die vielseitigen Antworten haben mich überrascht. Auf der deutschen Seite wurden Schlagwörter wie Drachen und Überwachung genannt, für die chinesische Seite die deutsche Disziplin. Diese Klischees haben wir dann gemeinsam im Workshop diskutiert und gleichzeitig ein neues Verständnis für die jeweils andere Seite entwickelt.

Frau Li: Tatsächlich viele, z.B. das Zaoqiao-Spiel. Dabei gibt eine Gruppe einer anderen Gruppe Anweisungen, die sie zu befolgen haben. Auch wenn gleiche Anweisungen gegeben werden, werden diese unterschiedlich interpretiert. Der Lerneffekt dabei: Einseitiges Sprechen ist keine Kommunikation, vielmehr sollten wir beidseitig kommunizieren, uns besser gegenseitig verstehen, um Missverständnisse zu vermeiden. Diesen spielerischen Ansatz aus der interkulturellen Kommunikation kann ich auch in meinem Unterricht einsetzen. Ausdrücklich loben möchte ich an dieser Stelle auch das Organisationsteam. 

Diese Klischees haben wir dann gemeinsam im Workshop diskutiert und gleichzeitig ein neues Verständnis für die jeweils andere Seite entwickelt.
Yuting Zhang

Würden Sie den MPA als Fortbildung weiterempfehlen? Warum?

Frau Zhang: Ja, auf jeden Fall. Ich habe viel mitgenommen und meinen Tandempartner kennengelernt. Aus der engen Zusammenarbeit heraus haben sich beide Schulen für eine Schulpartnerschaft entschlossen und eine Vereinbarung unterzeichnet. In der Zukunft können unsere Schüler:innen dann also auch echte Austauschbegegnungen erleben und nach Deutschland reisen. Ich kann den MPA deshalb auf jeden Fall weiterempfehlen, nicht nur aus der Perspektive von meiner Schule, sondern auch im Namen von anderen Lehrkräften, die ebenfalls daran teilgenommen haben.

Frau Li: Ja, auf jeden Fall. Das ist eine meiner schönsten Fortbildungen, die ich erlebt habe. Das liegt daran, dass das Organisationsteam sehr professionell ist und viele sinnvolle Programmpunkte eingeplant hat, darüber hinaus viele tolle Übungen angeboten hat. Aufgrund der Corona-Pandemie haben wir leider momentan weniger Kontakt mit chinesischen Schulen. Die Erfahrungen mit unserer vorherigen chinesischen Partnerschule war äußerst positiv, nur konnte die Partnerschule nicht im selben Maße wie wir davon profitieren. Durch den MPA können die Bedürfnisse beider Seiten ausreichend berücksichtigt werden, und das führte zu einer neuen Schulpartnerschaft. Mit der Chengdu Mittelschule werden wir die Partnerschaft in einer Online-Zeremonie feierlich unterzeichnen und dann mit ersten Projektarbeiten starten.

Gemäß des Schulprofils und unseren Bedürfnissen wurden wir mit einer chinesischen Schule gematcht. Das fand ich klasse! Ohne den MPA hätten wir unsere Schule sicherlich nicht gefunden!

Gemäß des Schulprofils und unseren Bedürfnissen wurden wir mit einer chinesischen Schule gematcht. Ohne den MPA hätten wir unsere Schule sicherlich nicht gefunden!
Hongzhuan Li

Gibt es etwas, was Ihnen in der Fortbildung gefehlt hat? Was wünschen Sie sich?

Frau Zhang: Es wäre natürlich schön, wenn sich beide Gruppen auch in Person kennenlernen könnten, so wie der MPA ursprünglich konzipiert ist, mit Reisen in beide Länder, Hospitationen in der Schule etc.  Es war schade, dass in diesem Jahr pandemiebedingt alles digital durchgeführt werden musste. Ich wünsche mir für die Zukunft, dass sich dies bald ändert. Nichtsdestotrotz hat mir am Online-Format auch gefallen, dass alles sehr strukturiert organisiert wurde.

Frau Li: Die zweieinhalb Monate waren sehr intensiv und manchmal schon anstrengend, teilweise wegen des vollen Programms und auch aus Zeitmangel, weil wir unter der Woche noch arbeiten mussten. Wir trafen uns normalerweise am Wochenende, sprachen über die ToDo auf Padlet von letzter Woche und planten für nächste Woche. Die Zusammenarbeit war zwar sehr intensiv, aber dadurch habe ich die chinesische Seite besser kennengelernt und Vertrauen aufgebaut.

Fällt Ihnen noch etwas ein, das Sie gerne ergänzen oder erzählen möchten?

Frau Zhang: Ich möchte mich noch einmal herzlich bei den Organisator:innen, InterCultur und dem Goethe-Institut Peking, bedanken. Neben der Schulpartnerschaft habe ich durch den persönlichen Austausch viele neue deutsche Freund:innen kennengelernt und stehe weiterhin mit ihnen in Kontakt. Es hat mir großen Spaß gemacht!

Frau Li: Am Ende möchte ich mich nochmal dafür bedanken, dass die Organisator:innen so eine tolle Plattform für die Lehrkräfte auf beiden Seiten etabliert haben. Wenn ich noch eine Chance hätte, würde ich nochmal daran teilnehmen.

In diesem Video können Sie noch erfahren, was Frau Zhang zu ihrer Erfahrung mit dem MPA-Projekt sagen möchtet.

Mehr Infos über MPA finden Sie hier.